Mit dem neuen Allzeithoch von Bitcoin und dem jüngsten ETH 2.0-Upgrade von Ethereum hat der Hype um Kryptowährungen einen neuen Höhepunkt erreicht.
Sind Kryptowährungen die Zukunft des Handels? Kommt drauf an, wen man fragt. Prominente aus Wirtschaft und Politik haben Kryptowährungen als alles Mögliche bezeichnet: Als «Rattengift» oder «wertlosen Schrott». Aber auch als das neue «digitale Gold» oder «digitale Öl» für das globale Wachstum der nächsten Jahrzehnte. Es ist nicht Ziel dieses Artikels, die Blockchain-Technologie zu erklären. Dafür gibt es tausende Artikel und Videos im Netz. Schliesslich muss man die Funktionsweise von Computern oder von Smartphones auch nicht im Detail verstehen, um sie zu nutzen, oder im Nachhinein ihren enormen Einfluss zu erkennen.
Viel mehr möchte ich die verschiedenen Szenarien aufzeigen, wie die Blockchain unser tägliches Leben in den kommenden Jahrzehnten beeinflussen wird.
B-yond unserer Vorstellung
Neben der Abwicklung von Transaktionen bieten Blockchain-Technologien und Kryptowährungen komplett neue Businessmöglichkeiten und Gewinnchancen.
Kein Wunder, dass es Regierungen und Zentralbanken eilig haben, ihre eigenen digitalen Zentralbankwährungen (Central Bank Digital Currency, CBDC) zu schaffen. China ist führend. Die USA wird aber bald aufholen – zumindest deutet vieles darauf hin.
In den kommenden Jahren werden wir die Entstehung einer komplett neuen Art von Unternehmen, Wirtschafts- und Geschäftsmodellen entstehen sehen. Mit Produkten, Dienstleistungen und Wertschöpfungsketten, die es bisher nicht gab. Weil sie nicht möglich waren. Oder weil wir sie uns schlicht nicht vorstellen konnten – bis jetzt.
Einige dieser neuen Wirtschaftsmodelle sind abstrakt und komplex. Wie beispielsweise der The Commons Stack’s use of token bonding curves um «Commons basierte Mikro-Ökonomien, die öffentliche Güter erhalten» zu etablieren. Aber die Blockchain wird auch sehr alltägliche Dinge des Lebens verändern, wie Wählen, Steuernzahlen oder unsere digitale Identität. Microsofts neue digitale Identität beispielsweise verwendet ein öffentliches, dezentralisiertes DID-Overlay-Netzwerk, das auf Bitcoin läuft und «eine neue Art des Besitzes unserer persönlichen Daten bieten soll».
Blockchain macht für Geld und Finanzen das, was das ursprüngliche Internet für Informationen tat. Deshalb wird Blockchain manchmal auch als Internet 3.0 bezeichnet.
Blockchain Unchained
Diese neuen Geschäfts- und Wirtschaftsmodelle entstehen aus den vielen Fähigkeiten der Blockchain. Nämlich Transaktionen zwischen zwei beliebigen Parteien automatisch abzuwickeln. In Echtzeit und zu 100 % nachprüfbar.
Blockchain macht für Geld und Finanzen das, was das ursprüngliche Internet für Informationen tat. Deshalb wird Blockchain manchmal auch als Internet 3.0 bezeichnet.
B-Commerce wird bestehende Industrien grundlegend verändern. Beispielsweise die Regulierung von Versicherungsansprüchen oder direkte Zahlungen (Facebook versuchte, Zahlungen mit einem Stablecoin-Projekt einzuführen – bisher erfolglos). All das sind Veränderungen, die wir uns heute schon vorstellen können. Aber die Möglichkeiten sind vielfältig und exponentiell. Wir haben Mühe, sie uns auszumalen und müssen sie erst entdecken.
Mit dem Stablecoin-Projekt «Libra» versuchte Facebook, als Erster das globale Finanzsystem auf den Kopf zu stellen, musste sich aber stattdessen mit einem konventionelleren Ansatz begnügen, einer weiteren, etwas technischeren Art der traditionellen E-Commerce-Finanzierung.
Diese Entwicklungen werden – wie die meisten in der Geschichte – nicht von den heutigen Rockstar ähnlichen Entrepreneurs vorangetrieben. Ihre Firmen ziehen zu viel Aufmerksamkeit auf sich. Zu viele kommerzielle und politische Interessen fesseln sie in unendlicher Bürokratie. Dieser Wandel wird von obskuren Entwicklerinnen und Entwicklern und Unternehmen angeführt werden, die derzeit die Grundlagen für die Zukunft der Blockchain legen.
Überbrückung der E-Commerce-Lücke
Der Höhepunkt des E-Commerce wurde irgendwann Mitte bis Ende der 2010er-Jahre erreicht, nachdem er die Sharing Economy hervorbrachte. Heute können wir ganz einfach Musik und Filme aus einer riesigen, gemeinsamen Bibliothek streamen. Oder unser Gästezimmer oder Auto in eine rentable Einnahmequelle verwandeln.
Die Sharing Economy und die Flut an revolutionären Geschäftsmodellen, die noch kommen werden, haben weitaus mehr Potenzial. Aber die Latenzprobleme des E-Commerce-Systems und die Abkopplung vom bestehenden Finanzsystem greifen am «Point of Purchase» zu kurz. Die Verbraucher haben sich an den sofortigen Konsum von Dienstleistungen und Produkten in Echtzeit per Mausklick gewöhnt. Der Zahlungsprozess kann mit diesem nahtlosen Nutzererlebnis nicht mithalten. Weil die sofortige und überall verfügbare, mit Null-Margen-Kosten verbundene Möglichkeit zur Zahlungsabwicklung fehlt.
Ein kurzer Blick «unter die Haube» des E-Commerce genügt, um eine Liste von Problemen und Einschränkungen zu finden. Rückbuchungen, Kreditkartenbetrug, Datenklau, Reibungsverluste bei Zahlungen und Micropayment-Limits sind nur einige. Diese offensichtlichen Mängel machen E-Commerce obsolet und ungeeignet, uns weiterzubringen. Führe Dir vor Augen, wie einfach Du Dienstleistungen auf dem Desktop oder Smartphone konsumierst. Und wie schwierig und umständlich im Vergleich die Bezahlung dafür sein kann!
Eine der neuesten Geschäftsmodelle aus der B-Commerce-Welt ist die Idee des Echtzeit-Finanz-, Fonds– oder Geld-Streamings: Dabei wird eine Zahlung in winzigen inkrementellen Teilen eines Dollars pro Sekunde gestreamt (in diesem Fall der DAI, ein Stablecoin, der an den USD gekoppelt ist), was inzwischen mit DApps (dezentralen Apps) wie Sablier problemlos möglich ist. Die Zukunft der Echtzeit-Finanzierung mit Sablier – einer dezentralen App.
New Face on the Block
Die Blockchain-Technologie ist noch nicht im Mainstream angekommen. Aber Tausende von unbekannten Entwicklerinnen und Entwickler legen derzeit die Grundlagen für eine fundamentale Überholung des globalen Finanzsystems. Und schaffen die Infrastruktur, auf der B-Commerce-Produkte, -Dienstleistungen und Firmen in Zukunft laufen werden. Diese Infrastruktur ist schon sehr robust. Aber für den Normalverbraucher immer noch schwer verständlich und kaum zugänglich. Der Funke, der zur Kommerzialisierung zu fehlen scheint, ist eine einfache Schnittstelle als Einstiegspunkt: ein Krypto-Wallet, das es jeder und jedem ermöglicht, einfach ein Konto zu eröffnen, Kryptowährungen zu erhalten und zu nutzen. Die grosse Frage ist: Wer wird das Krypto-Hotmail sein, das für B-Commerce das tut, was Hotmail 1996 für den E-Commerce getan hat?
Es ist heute noch schwer vorstellbar, wie all diese zukünftigen Produkte und Dienstleistungen aussehen werden. Man kann aber mit Sicherheit davon ausgehen, dass das exponentielle Potenzial der kommenden B-Commerce-Ära zu einem grossen Wirtschaftswachstum führen wird – und Unternehmen wie die heutigen FAANG-Giganten (Facebook, Amazon, Apple, Netflix, Google) im Rückspiegel zurücklassen wird.