Dr. Christoph Künzle, CFA, ist als Dozent am Institut für Wealth & Asset Management (IWA) an der ZHAW sowie als Direktor bei Deloitte in Zürich tätig. Dort hat er sich auf die Strategieberatung für Wealth Manager fokussiert und publiziert regelmässig. Er verfügt über 20 Jahre Berufserfahrung in der Finanzindustrie und profunde Kenntnisse in der Unternehmensstrategie, Digitalisierung und Transformation. Zuvor arbeitete er in Führungsrollen im Asset Management in der Schweiz und Südamerika. Seine Karriere begann in der Strategieberatung in München und London, wo er führende Private Equity Manager beriet.
Wir sprachen mit ihm über die Frage, was Digital Wealth Management eigentlich ist, welche aktuellen Trends es gibt und warum das Thema für jeden relevant ist.
Was bedeutet Reichtum für Sie persönlich?
Ein riesiges Thema. Weil es viele Dimensionen hat, die zum Glück jeder in seinem Leben selbst optimieren darf: Gesundheit, Familie, Freunde, Spiritualität, Freizeit – und selbstverständlich auch materielle Güter. Wenn Sie Geld ansprechen, so hatte ich bisher ein Privileg: Ich hatte immer so viel davon, dass es nie zum Problem wurde. Ich besass weder zu wenig noch zu viel.
Durch die fortschreitende Digitalisierung sinken jedoch sukzessive die finanziellen Eintrittsbarrieren im Wealth Management. Das führt zu massgeschneiderten Services für alle!
Was ist Ihre Definition von Digital Wealth Management?
Wealth Management als umfassende Vermögensbetreuung ist eigentlich eine Schweizer Tradition und dennoch haftet diesem Begriff etwas Exklusives und Elitäres an: Primär versteht man darunter massgeschneiderte Services für reiche Kunden. Durch die fortschreitende Digitalisierung sinken jedoch sukzessive die finanziellen Eintrittsbarrieren im Wealth Management. Das führt zu massgeschneiderten Services für alle!
Wie lässt sich Digital Wealth Management demokratisieren?
Banken erbringen heute wichtige Services im Wealth Management digital. Dadurch sind ihre Kosten zum Teil signifikant gesunken. So können auch kleinere Kunden massgeschneidert, und individuell – und für die Banken dennoch profitabel – betreut werden. Diese Entwicklung zeigt sich auch in verwandten Branchen. Ich denke zum Beispiel an Private Markets.
Welche Innovationen spielen in diesem Bereich die grösste Rolle?
Eine eigentliche „Killer-App“ im Wealth Management ist mir nicht bekannt. Das omnipräsente Smartphone spielt eine entscheidende Rolle: Es ermöglicht Wealth Management jederzeit und überall. In naher Zukunft sehe ich die Cloud als grossen Motor für Innovation und Transformation im Wealth Management.
Neben der Demokratisierung beobachte ich einen deutlichen Wandel der Kundenprofile: Unsere Altherrenbranche wird in Zukunft jünger, diverser und trendiger.
Welche Trends im Schweizer Wealth Management interessieren Sie am meisten?
Ich beobachte Trends vor allem in den Bereichen Automatisierung, digitale Kundeninteraktion oder differenzierte Vermögensanlage. Persönlich interessiert mich die echte Personalisierung aufgrund von Kundendaten und -präferenzen. Seltsam: Wenn ich im Onlinehandel einmal etwas bestelle, erhalte ich beim nächsten Mal wie selbstverständlich für mich relevante Produktvorschläge. Warum ist das im Wealth Management noch nicht so?
Wie wird sich Digital Wealth Management in Zukunft entwickeln? Lassen sich Prognosen stellen?
Neben der Demokratisierung beobachte ich einen deutlichen Wandel der Kundenprofile: Unsere Altherrenbranche wird in Zukunft jünger, diverser und trendiger. Ich höre zum Beispiel von Testfilialen à la Apple Stores, wo junge Bankmitarbeiter in Jeans und Sneakers Kundinnen mit Vornamen ansprechen. Alpian ist für mich ein schönes Beispiel in Richtung dieses „New Wealth Management“.
Was motiviert Sie dazu, als Dozent auch in der WeiterbildungDigital Banking zu unterrichten? Gibt es einen Bildungsauftrag, den Sie Sich auferlegt haben?
Die digitale Transformation stellt Bankführungskräfte vor grosse Herausforderungen. Leider beobachte ich im Schweizer Wealth Management teilweise eine unschöne „Wegwerf-Mentalität“, gerade bezüglich Führungskräften in der zweiten Karrierehälfte. Mir ist es ein Anliegen, unsere Studierenden fit für die Herausforderungen einer digitalen Arbeitswelt zu machen. Ein Schlüsselelement ist lebenslanges Lernen.
Welche Weisheit geben Sie Studierenden, die Sie unterrichten, mit auf den Weg?
Da ich auch in der Unternehmensberatung arbeite, fragen mich Studierende oft nach heissen Tipps bei der Jobsuche. Auf meinem eigenen Karriereweg bin ich gut damit gefahren, mich soweit wie möglich auf meine eigenen Interessen und Stärken zu fokussieren. Oder wie es der grosse Warren Buffet auf den Punkt brachte: „Wählen Sie den Job, den Sie wählen würden, wenn Sie keinen Job bräuchten.“
Stellt Digitalität, wenn es um Geld geht, eher ein Sicherheitsrisiko dar oder bietet sie zusätzliche Sicherheit?
Sicherheitsbedenken sind so alt wie das Internet. Ich denke, dass Digitalität an sich weder Sicherheit schafft noch gefährdet. In Kombination mit weiteren Sicherheitspfeilern – etwa Regulierung, Unternehmensführung oder Cyber Security – habe ich persönlich keine Bedenken, mein Geld auch digital anzulegen. Mir sind keine erfolgreichen Hackerangriffe auf Schweizer Banken bekannt.
Wie alt waren Sie, als Sie das erste Mal investierten?
Mein Vater ist bis heute ein passionierter Anleger, mir wurde das Investieren gewissermassen in die Wiege gelegt. Als Kind freute ich mich über Schokolade oder kleine Geschenke, die mein Vater von Generalversammlungen nach Hause brachte. Seit meinem 18. Geburtstag habe ich als Aktiensparer ein Wertschriftendepot. Einige Titel halte ich bis heute und wohl bis an mein Lebensende.
Was sollte jedes Kind bereits in der Schule über Wealth Management lernen?
Vielen Menschen ist das Thema Geld unangenehm. Wenn es uns in der Ausbildung gelingt, schon früh manche Tabus zu brechen und ein natürlicheres Verhältnis zum Geld zu schaffen, haben wir schon viel erreicht. Konkrete Anlagetipps habe ich keine. Aber gerade jüngeren Kundinnen und Kunden von Alpian möchte ich folgende Börsenweisheit mit auf den Weg geben: Es geht nicht um „timing the market“, sondern um „time in the market“.
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Alpian wird seine Produkte und Dienstleistungen kurz nach Inkrafttreten seiner Banklizenz auf den Markt bringen und im dritten Quartal 2022 für die Öffentlichkeit zugänglich sein.