Welche Einstellung hast Du zu Geld? Julia Suciu-Drotleff ist Coach und die Gründerin von High Valyou. In ihrer Arbeit hilft sie ihren Kunden, toxische Beziehungen zu ihren Finanzen zu erkennen und eine gesunde Beziehung zu Geld und Investitionen zu entwickeln. Wir haben mit ihr über ihre Arbeit und ihre Mission gesprochen.
Liebe Julia, du bist selbstständiger Coach und hilfst in deinen „Money Mindset“-Workshops anderen Menschen dabei, ihre limitierenden Glaubenssätze zum Thema Geld zu ändern. Wie bist du dazu gekommen?
Zunächst einmal vielen Dank für die Einladung zu diesem Interview. Auch für mich selbst kam die Idee für die „Money Mindset“-Workshops eher überraschend, weil Geld für mich bisher nie im Vordergrund stand. Als Coach beschäftige ich mich überwiegend mit den Themen Mindset, emotionale Intelligenz und Unterbewusstsein. Ich helfe Menschen dabei, tiefsitzende Blockaden und Ängste aufzulösen, sodass sie sich wieder freier und lebendiger fühlen. Vor meiner Coaching-Ausbildung habe ich Wirtschaftswissenschaften studiert und war dem Thema Geld gegenüber eher kritisch eingestellt.
Während meines Studiums habe ich Geld mit Habgier und Oberflächlichkeit verbunden. Folglich war es für mich – wie für viele andere – eher negativ besetzt. Was ich dieses Jahr aber wirklich begriffen habe ist, dass auch Geld in uns eine emotionale Reaktion auf Basis unserer Glaubenssätze auslöst. Und diese unterbewussten Glaubenssätze bestimmen unsere Handlungen und letztlich unser Einkommen – was wir zu verdienen glauben. Ich hatte dann so eine Art kleinen Erleuchtungsmoment, in dem ich mich von vielen alten Glaubensmustern lösen konnte. Einen Workshop zu dem Thema zu geben, war für mich die logische Schlussfolgerung und gleichzeitig eine sehr intuitive Entscheidung.
Was bedeutet Geld für dich?
Geld bedeutet für mich Potenzial. Es ist ein Tauschmittel, das sehr viele Möglichkeiten eröffnet. Ich kann es dazu einsetzen meine Herzensziele zu erreichen und positive Veränderungen zu bewirken. Während ich Geld früher abgelehnt habe, sehe ich jetzt das immense, schöpferische Potenzial.
Mir ist es sehr wichtig, dass wir als Gesellschaft in den nächsten Jahrzehnten unser Bewusstsein erweitern und dadurch psychische Krankheiten besser verstehen und heilen lernen. Ich habe in diesem Bereich schon einige sehr tiefgreifende Erfahrungen gesammelt und weiss deshalb, dass alles möglich ist. Wenn wir Geld als Gesellschaft auf die Bereiche fokussieren, die wir weiterentwickeln möchten, dann werden wir sowohl individuell als auch global schon bald das ein oder andere Wunder erleben.
Aber um noch einmal kurz auf meine persönliche Ebene zurückzukommen: Geld bedeutet auf einer individuellen Ebene für mich Freiheit – die Freiheit, so zu leben, wie es sich für mich wunderbar anfühlt und an den Dingen zu arbeiten, die ich als bedeutend erachte.
Geld bedeutet für mich Potenzial. Es ist ein Tauschmittel, das sehr viele Möglichkeiten eröffnet. Ich kann es dazu einsetzen meine Herzensziele zu erreichen und positive Veränderungen zu bewirken. Während ich Geld früher abgelehnt habe, sehe ich jetzt das immense, schöpferische Potenzial.
Welche Themen und Muster tauchen bei den Teilnehmern Ihrer Money-Mindset-Workshops immer wieder auf?
Spannende Frage. Die Story zum Thema Geld ist tatsächlich bei jedem Menschen unterschiedlich. Manche verdienen viel Geld, haben aber Schwierigkeiten, es bewusst zu verwalten und richtig zu investieren. Andere haben Schwierigkeiten damit, überhaupt erst Geld zu verdienen. Wieder andere sind der felsenfesten Überzeugung, dass sie nur mit harter Arbeit Geld verdienen können und erlauben sich nicht, ihrer Leidenschaft zu folgen. Was alle Geldprobleme gemein haben, ist eine Fokussierung auf den „Mangel“.
Das Stichwort ist: „nicht genug“. Entweder gibt es „nicht genug“ Geld oder „Ich bin nicht gut/ intelligent/ fleissig genug“ oder meine Arbeit ist „nicht gut/ professionell genug“. Wie man leicht erkennen kann, ist das nichts anderes als eine mangelorientierte Art zu denken. Es hat im Endeffekt gar nicht so viel mit dem Thema Geld an sich zu tun, sondern mehr mit dem eigenen Selbst- und Weltbild.
Was ich aber dazu sagen muss ist, dass die Teilnehmer und Teilnehmerinnen meiner Workshops sich dessen schon sehr bewusst sind und schon viel hinterfragt haben. Ich gebe ihnen dann den nötigen Kick, um wirklich an sich zu glauben und die nächsten Schritte zu gehen.
Um an Geld zu kommen, es anzuhäufen, handeln wir oft opportunistisch und egoistisch und überstrapazieren die Ressourcen der Erde und uns selbst. Das Ergebnis: ein vermurkstes Klima, knapper werdende Ressourcen und eine zunehmende Zahl an Burnouts, Depressionen und chronischen Krankheiten. Wie siehst du das, macht Geld uns zu schlechteren Menschen?
Um es auf den Punkt zu bringen: „Money vibrates at the same frequency as you do.“ Wir dürfen nicht vergessen, dass unser aktuelles Geld- und Wirtschaftssystem von uns erschaffen wird. Natürlich gibt es Zusammenhänge zwischen Klima, Geld, Wirtschaft und Gesundheit. Geld ist aber keineswegs die Wurzel. Wir selbst sind die Entscheiderinnen und Entscheider und wenn wir ein kapitalistisches, konsumorientiertes System auf die Beine stellen, dann spiegelt dieses System unseren aktuellen, gesellschaftlichen Bewusstseinszustand wider. Geld ist lediglich ein Spiegel unserer Überzeugungen. Wenn wir aufgrund negativer Glaubenssätze Angst empfinden, werden wir geizig und kompetitiv, weil wir unseren mangelorientierten Zustand auf alles und jeden projizieren.
Natürlich erzeugt ein solches Denken suboptimale Ergebnisse, denn es ist alles andere als konstruktiv. Wir sind aber nicht die Opfer des Systems, sondern die Schöpfer. Und wenn wir uns für Liebe, Kooperation und Integrität entscheiden, was viele Menschen bereits tun, dann setzen wir ganz genau so auch unser Geld ein.
Geld wird dann zu einem wunderbaren Instrument, das wahnsinnig viel Gutes bewirkt. Es sind gerade so viele wunderbare Ideen am Entstehen: Nachhaltigkeit, Fair Trade, Vegetarismus, Female Empowerment, Bewusstseinsarbeit. Diese Themen gewinnen zunehmend an Relevanz. Ich sehe eine sehr positive Entwicklung in den letzten Jahren. Wir fangen an, Empathie und Strategie zusammenzubringen – das Ergebnis kann nur genial sein.
Es gibt das System nicht ohne uns. Wir sind uns nur gesamtgesellschaftlich noch nicht aller Zusammenhänge bewusst und konnten deshalb noch kein optimales System realisieren. Viele Menschen fangen aber an zu verstehen, dass wir alle gleichermassen verantwortlich sind, für die Erfahrungen, die wir tagtäglich neu erschaffen.
Ist es vielleicht weniger ein individuelles Problem, das viele von uns mit Geld haben, als vielmehr das Ergebnis des kapitalistischen Systems, das uns langfristig krank macht?
Das kapitalistische System kann uns nur beeinflussen, wenn wir das zulassen. Wenn wir von aussen nach innen leben, dann kann uns der Kapitalismus krank machen. Aber warum sollten wir das tun? Wir können alte, materialistische Glaubenssätze hinterfragen und uns davon lösen. Wir können die positiven Aspekte des Kapitalismus wie beispielsweise Effizienz und Reichtum beibehalten und negative Aspekte wie zum Beispiel Ausbeutung und Ungleichheit von der Wurzel her begreifen und nach und nach auflösen.
Es gibt das System nicht ohne uns. Wir sind uns nur gesamtgesellschaftlich noch nicht aller Zusammenhänge bewusst und konnten deshalb noch kein optimales System realisieren. Viele Menschen fangen aber an zu verstehen, dass wir alle gleichermassen verantwortlich sind, für die Erfahrungen, die wir tagtäglich neu erschaffen.
Es ist wichtig, dass wir nicht zu kategorisch denken, sondern neugierig bleiben und nach echten Lösungen suchen, ohne uns in Schuldzuweisungen zu verlieren. Wir haben als Menschheit ein enormes Potenzial und das ist noch lange nicht ausgeschöpft. Ich bin mir sicher, dass wir weitere revolutionäre Ideen verwirklichen werden.
Wie können wir einen gesunden Umgang mit Geld finden?
Es gibt ganz praktische Übungen, mit denen wir unser Unterbewusstsein umprogrammieren können – weniger Angst, mehr Liebe. Es ist fast lächerlich simpel, wenn man es beständig tut. Ich erlebe regelmäßige Wunder durch: Affirmationen, Visualisierung und Meditation etc. Ich hätte das früher selbst nie gedacht, wie wichtig Selbstliebe und emotionale Intelligenz im Zusammenhang mit Geld wirklich sind. Aber je besser unser Selbstwert und je schärfer unser Bewusstsein, desto besser unsere finanzielle Situation.
Wenn wir an uns selbst glauben, erlauben wir es uns, unsere Genialität zu entfalten und in Fülle zu leben. Kompensatorische Handlungen fallen weg und wir können bewusst und konstruktiv denken. Folglich erkennen wir auch potenzielle, finanzielle Engpässe und können frühzeitig Lösungen finden. Viele Menschen vermeiden das Thema Geld, weil es tiefe Versagensängste in ihnen triggert. Sie machen ihren Selbstwert von ihrer aktuellen, finanziellen Situation abhängig. Natürlich ist es dann schwierig, lösungsorientiert und systematisch vorzugehen. Ein Mensch, der wirklich eine gesunde Beziehung zu sich selbst hat und emotional ausgeglichen ist, macht sich nicht so abhängig von Geld und kann es dadurch rational verwalten. Außerdem führt ein gesunder Selbstwert dazu, dass wir auf friedliche Art und Weise für unsere Bedürfnisse einstehen können und klare Grenzen setzen.
Zusammenfassend würde ich sagen:
Schau dir deine Trigger und Ängste an und hinterfrage sie. Du bist unendlich wertvoll und hast es verdient, in Fülle zu leben. Erlaube dir eine positive Zukunftsvision zu erdenken, in der Geld selbstverständlich ist und dann behandle dich dementsprechend!
Vielen Dank für das spannende Gespräch, liebe Julia!