Ein Action-Paradies in den Alpen klingt für viele sicher nach einer bizarren Idee. Einige würden sogar fragen, was ein Action-Paradies überhaupt sein soll. Doch Adam Bonvin, Mitbegründer von Alaïa SA, hatte eine klare Vision vor Augen. Alaïa Bay wurde durch einen Surftrip zum französischen Hossegor inspiriert und gilt mit dem ersten Surfbecken seiner Art in Kontinentaleuropa als einer der beeindruckendsten Surfspots Europas. Wir hatten die Chance, Adam zu treffen und mehr von ihm zu erfahren.
Fangen wir mit etwas Einfachem an: Warst du heute schon surfen?
Ja, ich versuche immer, mehrmals in der Woche mit Freunden zu surfen. Wir surfen dann immer früh am Morgen, bevor der Pool öffentlich zugänglich ist. Ich liebe es, den Sonnenaufgang in den Bergen zu beobachten, während ich surfe.
Wie kamst du dazu, ein Action-Paradies in den Alpen zu eröffnen … und warum?
Ich bin in den Bergen von Crans-Montana aufgewachsen und war schon als Kind viel auf Ski und Snowboard unterwegs, aber auch auf dem Skateboard. Mit 12 Jahren entdeckte ich das Surfen während eines Camps im Südwesten Frankreichs für mich und es wurde sofort meine neue Leidenschaft. Aber um wirklich gut zu surfen, muss man sehr regelmässig trainieren. Bei einem Surftrip mit Freunden 2015 dachten wir, es wäre toll, in der Schweiz surfen zu können. Als ich dann von Technologien wie Wavegarden erfahren habe, dachte ich, dass so eine Infrastruktur in der Schweiz unbedingt geschaffen werden sollte, sowohl für das Surfen als auch für die anderen Sportarten, die ihre Wurzeln in der Surfkultur haben (insbesondere Skateboarding und Snowboarding).
Bei deinem Business dreht sich alles um Erfahrungen. Wie wichtig sind die Finanzen, wenn es darum geht, das Leben in vollen Zügen zu geniessen?
Ich glaube nicht, dass man viel Geld braucht, um das Leben zu geniessen. Surfen ist ein gutes Beispiel: Man muss nur einen schönen Fleck am Meer mit Wellen finden, und schon kann man endlos Spass haben, ohne Geld auszugeben. Alles Weitere ist eine Frage des Komforts und der persönlichen Wünsche. Manche Leute schlafen gerne in schönen Hotels, andere lieben es, in einem Van am Meer zu schlafen. Ich mache auch gerne Surftrips mit Freunden in einem Van, weil ich so Einheimische kennen lerne und geheime Surfspots entdecke.
Im Alter von 20 Jahren mehrere Millionen CHF in ein Projekt zu investieren, ist eine grosse Entscheidung. Woher hast du den Mut genommen, diesen Schritt zu wagen?
Es ist immer eine Herausforderung, ein Projekt in der Schweiz auf die Beine zu stellen. Aber für Alaïa haben wir uns entschieden, eine Crowdfunding-Kampagne zu starten, um zu sehen, ob ein Interesse an der Entwicklung von Action-Sportanlagen besteht. Unser Ziel war es, 100 000 Franken zu sammeln, um das Projekt in Gang zu bringen und den Investor vom Potenzial zu überzeugen. Den Zielbetrag haben wir in weniger als 60 Tagen erreicht.
Anfangs war es schwierig, die Behörden der Stadt Sitten vom Potenzial eines Surfbeckens im Wallis zu überzeugen. Heute sind sie von dem Projekt begeistert, weil in einem Jahr über 200 000 Menschen Alaïa Bay besucht haben.
Du hast das Projekt über Crowdsourcing gestartet. Gäbe es deiner Meinung nach noch eine andere Möglichkeit, das zu tun?
Es hätte wahrscheinlich auch andere Möglichkeiten gegeben, eine Finanzierung sicherzustellen. Bei Alaïa ging es darum, das Potenzial einer solchen Aktivität oder Attraktion in der Schweiz aufzuzeigen. Wir hatten bereits interessierte Investoren, aber wie bei allen Projekten muss man zuerst das Potenzial belegen. Crowdfunding war zu diesem Zeitpunkt die perfekte Lösung.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Handeln und Wohlstand?
Klar gibt es eine Verbindung zwischen Reichtum und Handeln. Aber heute, und vor allem mit den neuen Technologien, kann man auch ohne Grundkapital starten. Wichtig ist, dass man eine innovative Vision verfolgt, eine Idee hat, die ein bisschen weit hergeholt ist, und dass man daran glaubt. Anfangs war es schwierig, die Behörden der Stadt Sitten vom Potenzial eines Surfbeckens im Wallis zu überzeugen. Heute sind sie von dem Projekt begeistert, weil in einem Jahr über 200 000 Menschen Alaïa Bay besucht haben.
Was hättest du gerne vor 10 Jahren schon über Finanzen und Investitionen gewusst?
Gar nichts, denke ich [lacht]. Damals war ich noch jung und naiv und hatte den Mut, meine Projekte anzugehen, ohne dazu allzu viele gedankliche Hürden aufgrund spezifischer Finanzkenntnisse überwinden zu müssen. Das ist in diesem Fall vielleicht ein Vorteil, denn man muss schon sehr mutig sein, um in der Schweiz ein Action-Sport-Universum zu entwickeln. Heute freue ich mich zu sehen, dass sich diese Kühnheit ausgezahlt hat. Das sehe ich an dem Lächeln der Menschen, die unsere Anlagen und Einrichtungen nutzen.
Du scheinst eine Vorliebe für risikoreiche Sportarten zu haben. Sieht es beim Investieren genauso aus?
Ich mag Action-Sportarten, aber ich bin kein Adrenalinjunkie. Ich kenne meine Grenzen. Meine Entscheidungen beruhen auf meiner Leidenschaft und nicht auf der Liebe zum Risiko. Ich arbeite gerne an Projekten in einem Bereich, der mir sehr vertraut ist, in dem ich mich sehr wohl fühle und der mich mit meiner Community verbindet. Ich tausche mich gerne mit anderen Unternehmern aus der Surfkultur und mit Leuten, die dieselben Werte teilen, aus.
Wie geht es für dich weiter?
Vor vier Jahren haben wir intensiv am Aufbau unserer vier Geschäftsbereiche gearbeitet. Jetzt befinden wir uns in einer Stabilisierungsphase. Wir versuchen, Events zu schaffen, die die Menschen wieder zusammenbringen. In Zukunft werden wir uns wahrscheinlich noch weiterentwickeln, aber das werden wir Schritt für Schritt angehen.