Die Masterclass
de
Jungle

von Natacha Guerdat

Forschungsleiter bei Asteria IM

Vor uns liegen weitere nie dagewesene Krisen und Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Weltweit setzen Investoren ihr Kapital ein, um den Übergang in eine nachhaltige Zukunft zu erleichtern.  Wenn bei Investitionen die Zukunft der Wirtschaft, der Erde und der Menschen berücksichtigt wird, spricht man von Impact-Investitionen. 

Die heutige Finanzwirtschaft beruht fast ausschliesslich auf der Auswertung von Finanzdaten. Und besonders beim Impact Investing sind verlässliche und vollständige Daten unerlässlich. Anhand dieser Daten lassen sich Trends sowie Produktions- und Konsumsysteme erkennen, die den Übergang in eine nachhaltigere Wirtschaft fördern können. Und zwar, ohne der Auswahl von rentablen Unternehmen und Projekten entgegenzustehen. 

Die Messung der nachhaltigen Wirkung von Unternehmen ist dennoch keine leichte Aufgabe. Erstens, weil die Datengewinnung meist auf Fragebögen zur Selbsteinschätzung beruht, was den Prozess einer gewissen Subjektivität aussetzt. Zweitens verringert die manuelle Verarbeitung den Umfang der Daten, die gleichzeitig verwaltet werden können, deutlich. Dadurch entsteht ein lückenhaftes und verzerrtes Bild der tatsächlichen Auswirkungen von Unternehmen und Wirtschaftszweigen. 

Regelwerke der Aufsichtsbehörden 

Seit mehreren Jahren fordern Aufsichtsbehörden und Konsumenten eine genaue und solide Offenlegung. Gemeinsam drängen sie auf tiefere Einsicht und Anforderungen zugunsten der Nachhaltigkeit aus Unternehmerseite. Aus diesem Grund wird sich die Menge der von Unternehmen veröffentlichten Daten, die nicht finanzieller Natur sind, in den nächsten Jahren voraussichtlich vervielfachen.  

Im Rahmen ihres Aktionsplans Nachhaltiges Finanzwesen hat die EU eine grüne Kategorisierung festgelegt, die bestimmt, wie wirtschaftliche Aktivitäten zu den Klima- und Umweltzielen der EU beitragen.  

Diese Initiative ist an die Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen gekoppelt, die von Unternehmen verlangt, zusätzliche nicht finanzielle Angaben in Bezug auf ökologische, gesellschaftliche und behördliche Angelegenheiten zu veröffentlichen. 

Ähnlich hat die SEC, die US-Börsenaufsichtsbehörde, vor Kurzen einen Vorschlag mit dem Titel Environment, Social and Governance Disclosure for Investment Advisers and Investment Companies (dt. Umwelt-, Sozial- und Governance-Offenlegung für Anlageberater und Investmentgesellschaften) vorgelegt. Dadurch soll die Art und Weise, wie Investmentfonds ihre Nachhaltigkeit offenlegen, standardisiert werden, um sich letztendlich ein besseres Bild ihrer tatsächlichen Auswirkungen machen zu können. 

Der Impact in der Praxis 

Die aktuellen Diskussionen über die Entwicklung der Nachhaltigkeitsberichterstattung haben das Konzept der „doppelten Wesentlichkeit“ festgelegt. Demzufolge sollten Unternehmen über Nachhaltigkeitsfragen hinsichtlich des Geschäftswerts (des Unternehmens) sowohl für die Umwelt als auch für die Gesellschaft berichten. Diese Information unterstützt Unternehmen bei der Entwicklung von nachhaltigen Management-Strategien bei Themen, die verschiedene Interessensgruppen betreffen – nicht nur das Unternehmen und seine Aktionäre.  

Für Investoren bieten diese Informationen Hinweise auf die Auswirkungen der wirtschaftlichen Tätigkeit in der Realität. Die Impact-Messung erfolgt also aus der Output-Perspektive. Genauer gesagt geht es dabei darum, wie Produkte und Dienstleistungen ökologische und gesellschaftliche Probleme lösen. 

Die Messung der Quantität oder der Qualität des Beitrags eines Unternehmens beginnt mit einer Theorie des Wandels. Diese Theorie beschreibt den erwarteten Wandel sowie die wirtschaftliche Tätigkeit und den Output, die entweder Teil der Lösung oder des Problems sind.  

Ausgehend von dieser Theorie des Wandels wird eine Reihe von Indikatoren bestimmt, um jeden Output zu messen. Bei der Bewertung der Entwicklung sauberer Energie kann sich der Output auf die Menge an GWh, die aus erneuerbaren Energiequellen produziert wurden, beziehen. Oder auch auf die Menge vermiedener CO2-Emissionen (in Tonnen) durch den Ersatz des Wärmetransports durch eine kohlenstoffarme Technologie. 

Eine aussagekräftige Analyse basiert auf der Fähigkeit, Daten in verschiedenen Formaten und aus verschiedenen Quellen aufzubereiten.

Aufschlüsselung der Verwaltung von Nachhaltigkeitsdaten 

Das Erfassen, Sortieren, Bereinigen und Verarbeiten dieser riesigen Datenmengen in Echtzeit erfordert Systeme, die als Datenbanken konzipiert sind. Selbst ein Heer von Analysten könnte die erforderliche Rechenleistung nur teilweise bewältigen. Die täglich zunehmende Menge an Daten und deren Analyse bilden die Grundlage für bessere Investitionen und die Messung des Impacts.  

Big Data ermöglicht den Zugang zu detaillierten und genauen Informationen über die tatsächlichen Auswirkungen der finanzierten Unternehmen und/oder Projekte. Die positive oder negative Entwicklung einer Tätigkeit kann hinsichtlich grosser Herausforderungen wie beispielsweise der Abholzung oder der Verschmutzung des Bodens, der Erzeugung von erneuerbaren Energien oder der Verringerung der Treibhausgasemissionen bewertet werden. 

Eine aussagekräftige Analyse basiert auf der Fähigkeit, Daten in verschiedenen Formaten und aus verschiedenen Quellen aufzubereiten. Unternehmensberichte, Berichte von NRO, Satellitendaten oder Internetverkehr – alle verwendeten Daten müssen den betreffenden Unternehmen zugeordnet werden können. Wenn diese unzähligen Datensätze organisiert sind, können differenzierte Analysen und Untersuchungen über die Auswirkungen eines Unternehmens in der Praxis beginnen. 

Impact-Investment-Firmen, welche die Auswirkungen eines Unternehmens bewerten, müssen sich darauf vorbereiten, diesen ständig wachsenden Strom von Metadaten zu erfassen, und sich mit angemessener Technologie ausstatten, um qualitativ hochwertige Recherchen durchführen zu können. Die Erfassung, Bereinigung und Analyse von Daten ist ein entscheidender Schritt im Investitionsprozess, mit dem ein doppeltes Ziel erreicht wird: Leistung und echter Impact. 

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Haftungsausschluss:
Der Inhalt jedes Beitrags auf dieser Website dient nur zu Infomationszwecken.
Alpian wird seine Produkte und Dienstleistungen kurz nach Inkrafttreten seiner Banklizenz auf den Markt bringen und im dritten Quartal 2022 für die Öffentlichkeit zugänglich sein.

Über den Autor

Natacha ist eine leidenschaftliche Anhängerin nachhaltiger Investitionen mit mehr als 20 Jahren Erfahrung in diesem Bereich. Sie ist Gründungspartnerin und Mitglied des Exekutivausschusses von Asteria IM, einem in Genf ansässigen Manager von Impact Assets. Als Leiterin der Forschungsabteilung legt sie die Strategie für wirkungsorientierte Investitionen für alle Anlageklassen fest. Sie beaufsichtigt auch die Forschungsaktivitäten und die Messung der Auswirkungen. Sie ist auch Vorsitzende des Impact Committee.
Natacha ist Gründungsmitglied von Sustainable Finance Geneva und hat einen Master in internationalen Beziehungen vom Graduate Institute of International and Development Studies in Genf.

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